Besuch des Vereinsvorsitzenden des Mosambikanischen Vereins in Thüringen e.V.
Vor über 40 Jahren schlossen die DDR und die Volksrepublik Mosambik einen Staatsvertrag, der unter anderem die Arbeitsaufnahme von Mosambikanerinnen und Mosambikanern in der DDR regelte. Sie waren vorgesehen für Tätigkeiten in den Industriebetrieben und in der landwirtschaftlichen Produktion. Auf diesem Wege kamen bis zum Ende der DDR über 17.000 Mosambikanerinnen und Mosambikaner in die DDR. Auch im Automobilwerk Eisenach waren seit 1988 mosambikanische Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter beschäftigt. Arbeiter aus Kuba waren in der Fahrzeugproduktion schon seit 1980 eingesetzt. Auch wenn die DDR zu beiden Ländern ein bruderschaftliches Verhältnis proklamierte – die Arbeitsbedingungen der Vertragsarbeiter waren davon jedoch wenig gekennzeichnet. Gegenüber den einheimischen Beschäftigten waren sie in mehrfacher Hinsicht benachteiligt. Auch im Zuge der deutschen Wiedervereinigung konnten viele Belange nicht zufriedenstellend gelöst werden. Die ehemaligen Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter erfuhren wenig Anerkennung und Respekt für ihre Leistungen. Auch wurden Gelder durch staatliche Stellen vorenthalten und Rentenansprüche bleiben bis heute ungeklärt, was noch heute wirtschaftliche und soziale Folgen für viele ehemalige Arbeiterinnen und Arbeiter bedeutet.
Im Juli besuchte der Mosambikaner Victor Faustino mit seiner Frau das Museum automobile welt eisenach. Er kam in den 1980er Jahren als Vertragsarbeiter in die DDR, um in der Landwirtschaft zu arbeiten. Nach absolvierter Ausbildung und der Delegierung zum Studium blieb er auch nach dem Ende der DDR und dem damit verbundenen Ende der vertraglichen Beziehungen zu Mosambik in Deutschland. Seit vielen Jahren schon setzt er sich dafür ein, dass die Arbeitsleistung der Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter aus Mosambik anerkannt wird und gründete darum einen Verein in Thüringen. Dieser dient nicht nur als Anlaufstelle für Mosambikanerinnen und Mosambikaner, er will auch zum gesellschaftlichen Dialog anregen. Die Stiftung Automobile Welt Eisenach möchte künftig die Arbeit des Vereins unterstützen und eine Zusammenarbeit auf den Weg bringen.
Bild und Text: Dr. Jessica Lindner-Elsner